Ausstellungseröffnung in Perchtoldsdorf am Freitag, den 29. November 2024

Liebe Besucher:innen,

ich freue mich, Sie heute hier zur Eröffnung von Andrea Wögerbauers Ausstellung begrüßen zu dürfen. Kurz zu meiner Person: ich komme aus der Wiener Galerieszene, war international auf Kunstmessen unterwegs und bin momentan im Vintage Design Bereich tätig, blieb und bleibe aber der Kunst immer treu. Danke Andrea für die Einladung und das Vertrauen.

Aber nun in medias res: Die neue Serie der Künstlerin Andrea Wögerbauer erzählt eine Geschichte, die weit über das Sichtbare hinausgeht und einlädt, die Komplexität unserer Welt zu reflektieren – eine Welt, in der Simplifizierung oft zu einer Wahl zwingt.

Die Kunstwerke, die Sie heute hier vor sich sehen, stehen sinnbildlich für eine Reduktion, entstanden mit nur drei Farben: Weiß, Rosa und Schwarz – letzteres lediglich als Hintergrund, als Fundament. Schwarz wird hier nicht als Farbe der Figuren verwendet, um sie bildsprachlich von dem Negativen abzuschirmen, welches allzu oft in unsere Wahrnehmung und Urteile eindringt, was wiederum eine Art visuelle Metapher für den Verzicht auf absolute Aussagen ist. Die Figuren in den Bildern sind frei von Schwarz, einer Farbe, die oft mit festen Konturen und
definitiven Grenzen assoziiert wird. Diese Entscheidung symbolisiert die Weigerung, klare und abschließende Urteile zu fällen. Die Kunst erzählt ihre Geschichte ohne den Druck, das letzte Wort zu haben, und fordert uns auf, unsere eigenen Interpretationen und Schlussfolgerungen zu ziehen.

Inmitten dieser Reduktion entsteht eine Vielzahl von Interpretationen, und wie die englische Schriftstellerin George Eliot (das Pseudonym einer englischen Schriftstellerin und Journalistin aus dem 19. Jahrhundert) einst sagte: „Don’t judge a book by its cover!”. Die Künstlerin fordert uns mit ihren Werken gegen absolute Schlussfolgerungen zu protestieren und fordert uns auf, hinter den Schein zu blicken.

Das zweite für die Ausstellung relevante Zitat „I protest against any absolute conclusion“ von George Eliot verweist auf die Idee, dass unsere Wahrnehmung und unser Urteil nicht in starren Gewissheiten enden sollten. Die Werke laden bewusst dazu ein, Fragen zu stellen, statt Antworten zu liefern, und die Betrachter:innen auffordern, sich auf die Komplexität des Lebens und die Mehrdeutigkeit menschlicher Erfahrungen einzulassen.
Die Künstlerin integriert Fragmente der George Eliot Zitate, die nicht auf den ersten Blick “erlesbar” sind, in ihre Werke und schafft damit eine faszinierende Verbindung zwischen dem narrativen und visuellen Element. Dieses Zusammenspiel bereichert ihre Kunst, indem es die Betrachter:innen sowohl zum Lesen, zum Verstehen als auch zum Interpretieren und Kontextualisieren auffordert.
In der Ausstellung von Andrea Wögerbauer wird das Leben als ständiger und quasi unabschließbarer Prozess dargestellt. Die Werke verkörpern ein ständiges Hinterfragen und eine Offenheit gegenüber den Veränderungen und Schattierungen, die unsere Existenz ausmachen. Jede Schlussfolgerung ist immer nur eine Momentaufnahme, ein Fragment in einer Geschichte, die sich fortsetzt.

Auch politisch wird die Kunst hier spürbar: Jede Entscheidung, die wir treffen, ist ein Akt des Widerstands gegen einfache Wahrheiten. Die Werke zeigen, dass auch Kunst Teil unserer politischen und gesellschaftlichen Realität ist – ein ständiger Prozess des Hinterfragens und Veränderns. Andrea Wögerbauer fordert uns mit ihrer Ausstellung auf, hinter Oberflächen zu blicken, unsere Perspektiven zu erweitern und uns auf die Vielschichtigkeit des Lebens einzulassen. Denn wie George Eliot sagte: „Don’t judge a book by its cover.”

Gehen Sie über die Oberflächen hinaus, lassen Sie sich berühren und entdecken Sie die Vielfalt und Tiefe des Menschseins!

Ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit und wünsche Ihnen einen inspirierenden Abend. Bei Fragen steht Ihnen die Künstlerin zur Verfügung.

Mag. Katrin-Sophie Batz